Die Spannung wächst: Schafft es die Tres Hombres rechtzeitig nach Amsterdam? Heute Dienstag Vormittag (30. April) segelt sie nördlich von Le Havre im Ärmelkanal nach Osten. Die Geschwindigkeit über Grund ist auf weniger als 4 Knoten gesunken. Offenbar hat das Schiff die im Kanal starke Gezeitenströmung gerade gegen sich. Am Mittag wird Niedrigwasser erreicht, dann wechselt der Strom die Richtung und wird bis halb sechs hoffentlich für Schub sorgen.
Im Internet kann man verfolgen, wo das Schiff gerade ist.
Den Wind hat die Tres Hombres derzeit aus südlicher Richtung. Schlappe 10 Knoten. Und in Richtung der Meerenge bei Calais sieht die Prognose noch schwächere Brisen voraus. In der ersten Nachthälfte dürfte die Strömung dann wieder gegen unsere alte Dame stehen. Und in der Strasse von Calais ist morgen mit schwachem Gegenwind aus östlicher Richtung zu rechnen. Da in die Nordsee durchzukommen, wo für Donnerstag etwas frischerer Ostwind – also aus der falschen Richtung – wehen soll, wird eine Herausforderung für Anne-Flore, die auch diesen Winter auf einem Grossteil der Atlantik-Rundfahrt das Schiff führt. «Wir tun unser Bestes, am 2. Mai in Amsterdam zu sein», teilt sie im Chat mit.
Bei diesen Windverhältnissen schwierig – oder eben spannend.
Das Fischerfest in Blankenberge
So richtig zügig voran würde es dann mit Westwind ab Freitag gehen. Doch irgendwann muss die Reederei entscheiden: Amsterdam oder Blankenberge direkt? Dort findet ab Donnerstag nächster Woche bis am Sonntag ein Fischerfest mit maritimer Traditionspflege statt. Da darf die Tres Hombres nicht fehlen. Schaffen wir es, in Amsterdam die Ladung übers Wochenende zu löschen und gleich wieder in Richtung Blankenberge in See zu stechen? Oder entscheidet sich das Office für den Plan B?
Der Alternativplan sieht vor, dass die Tres Hombres direkt nach Blankenberge segelt. Die Trainees für die Sommerreise der Tres Hombres würden dann von Den Helder aus mit der Tukker nach Blankenberge segeln. Die Tukker ist ein weiterer Segelfrachter, der aktuell von Fairtransport betrieben wird. Die Trainees würden dann in Blankenberge auf die Tres Hombres umsteigen, mit dieser nach dem Fest nach zurück Amsterdam zum Abliefern der Fracht segeln und von dort direkt den Seeweg nach La Rochelle (F) unter den Kiel nehmen. Machbar, aber umständlicher als wenn die Tres Hombres Amsterdam rechtzeitig erreichen würde.
Bei schwachen Winden, teilweise aus der falschen Richtung, ist der Ärmelkanal für Segelschiffe ohne Motor wie die Tres Hombres ein schwieriges Revier: Immer wieder versetzt der Tidenstrom das Schiff zurück. Man segelt nach Osten, doch der Kurs über Grund geht in eine ganz andere Richtung.
Vorfreude
Ich lege mich am Donnerstag in den Nachtzug und werde am Freitag in Amsterdam ankommen. Entweder finde ich dort die Tres Hombres vor oder ich reise gleich nach Den Helder weiter. Auf Blankenberge freue ich mich: Unsere physische Frachtmenge von 40 Tonnen ändert am Klima angesichts der jährlich 11 Milliarden Tonnen Seefracht nichts. Unser wichtigste Fracht ist deshalb die Botschaft. Und die bringt man unter anderem vor Ort bei Führungen durchs Schiff unter die Leute. Es ginge anders, aber nur wenn wir den Transportwahnsinn und den real existierenden Konsumismus überwinden.